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Für eine industriepolitische Neuausrichtung der Zusammenarbeit mit chinesischen Autoherstellern
LinkedIn, 02.12.2025
Die deutsche Autoindustrie hat in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen, um im chinesischen Leitmarkt wieder Tritt zu fassen. Getrieben vom Trend zur Elektromobilität, einhergehend mit der Offensive chinesischer Hersteller, sind in Deutschland entwickelte und für den Export produzierte Fahrzeuge kaum noch wettbewerbsfähig. Höhere Produktionskosten, mangelnde Software-Qualität und zu lange Entwicklungszeiten sind die Ursache des Problems. Nach einer Phase einer gewissen Desorientierung haben VW/Audi, BMW und Mercedes anlässlich der Shanghai Autoshow im April 2025 vielversprechende Initiativen vorgestellt.

Unter der Überschrift "In China, for China" werden Fahrzeuge und Technologien für den chinesischen Markt in China entwickelt und produziert. Schneller, günstiger und ausgerichtet an den spezifischen Bedürfnissen chinesischer Kunden. Das Ganze mit chinesischen Joint Venture-Partnern, teilweise auf deren Plattformen. Voll digitalisierte Cockpits, Over-the-air- Funktionalitäten, bessere Software- und Infotainmentfunktionen „Made in China“ sind mittlerweile das Maß der Dinge. Ob die Initiativen erfolgreich sind, werden wir demnächst sehen.
🏭 In Vergessenheit geraten ist dabei, dass die chinesische Regierung bereits seit Jahrzehnten ausländische Hersteller gezwungen hat, Werke in China zu bauen und Joint Ventures mit heimischen Herstellern einzugehen, um Zugang zu deren Technologieexpertise zu bekommen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum die Europäische Union nicht aus dieser industriepolitischen Blaupause lernt. Sie könnte im Umkehrschluss einen rechtlichen Rahmen etablieren, der auch innerhalb Europas die „chinesischen Spielregeln“ implementiert. Es braucht dazu konkrete Richtlinien- und Verordnungskonzepte, die sicherstellen, dass auch in Europa kosteneffizientere Fertigungsprozesse, Batterie- und Zelltechnologien, datenbasierte Geschäftsmodelle und optimierte Softwarelösungen Realität werden. Der Aufbau gemeinsamer europäischer Werke und Joint Ventures wäre ein Beitrag zur Reduzierung von Abhängigkeiten, zur Sicherung von Arbeitsplätzen, zur Vermeidung von Zöllen und zur Stabilisierung der lokalen Zulieferindustrie. Vor allem aber wäre es endlich ein kraftvoller Schritt, um das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen. Die erfolgreichen Strategien japanischer und chinesischer Hersteller beruhen nicht selten auf dem Prinzip: von Wettbewerbern lernen, erfolgreiche Prinzipien übernehmen und sie mit eigenen Stärken kombinieren. Wir brauchen eine neue Motivationslage, die von Depression auf Angriff, Vision und Innovation umschaltet. Einfach nur härter arbeiten und graduell besser werden reicht nicht.
