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30 Jahre nach dem Friedensvertrag von Dayton
19.11.2025
Perspektivenwechsel und gründliches Verständnis der geopolitischen Entwicklungen
Gestern hatte ich Gelegenheit an einer Diskussionsveranstaltung der Südosteuropa-Gesellschaft in München teilzunehmen. Unter Leitung von Prof. Dr. Marie-Janine Calić, einer der führenden Balkanexpertinnen und mit dem Spitzendiplomaten Michael Steiner ging es um die Frage, welche Lehren aus dem Friedensvertrag von Dayton zu ziehen sind. Der Vertrag, der 1995 unter Führung von Richard Holbrooke, dem amerikanischen Top-Diplomaten, den Frieden in Bosnien Herzegowina regelte.
Die Quintessenz in aller Kürze: viele Probleme wurden nicht gründlich genug geregelt und Europa war weder militärisch noch politisch vorbereitet, um eigenständig zu agieren. „Die Angst war schlimmer als der Hass, ich muss den anderen beseitigen, sonst beseitigt er mich“, so Michael Steiner. Am Beispiel von Bosnien-Herzegowina wird klar, dass schwerwiegende Probleme, die man nicht an der Wurzel packt und gründlich löst, zurückkommen und kaum noch beherrschbar werden. Europa muss deshalb endlich in allen Dimensionen „aufrüsten“. Wirtschaftlich, militärisch und institutionell. In den Jahren 1990-1995 war Westeuropa euphorisiert (durch die friedliche Revolution in Deutschland und den Fall des eisernen Vorhangs), aber schlecht vorbereitet. 2025 ist Europa immer noch schlecht vorbereitet, aber zusätzlich depressiv und ohne verlässliche amerikanische Garantien.
Hören wir in Europa und Deutschland also endlich auf zu jammern über alles und nichts und kümmern uns gründlich um die wirklich wichtigen Fragen. Es geht um die Selbstbehauptung Europas, ansonsten werden wir zwischen den USA und China zerrieben. Von Verbesserungen in Bosnien ganz zu schweigen.



